Halterner Zeitung, Februar 2012

 

AFRIKA KURIER. DEZEMBER 2007 /JANUAR 2008
Eva Dölitzsch-Tatzreither

Viele kleine Leute
An vielen kleinen Orten,
Die viele kleine Schritte tun,
Können das Gesicht der Welt verändern.
Elise Elsing und der „Förderverein ‚Kayelitsha e.V.Haltern“
Khayelitsha ist mit rund 2 Millionen Menschen auf 80 qkm das größte Township Kapstadts und das zweitgrößte Südafrikas, mit über 70% Arbeitslosigkeit eine Brutstätte für Kriminalität, Prostitution und Drogenmissbrauch, wo mißhandelte Frauen und ausgesetzte Kinder zur Tagesordnung gehören…

Als vor knapp 20 Jahren eine deutsche Besucherin aus Haltern in Deutschland auf dem Weg zu ihrer in Kapstadt lebenden Tochter war, begegnete sie im Flugzeug Mutter Theresa, die ihr Leben den Ärmsten der Armen in den Slums dieser Welt gewidmet hat. Diese erzählte ihr von den unvorstellbaren Bedingungen, unter denen damals die Menschen in Khayelitsha lebten. Nach ihrer Ankunft in Kapstadt machten sich Frau Meta Rentzsch und ihre Tochter Elise Elsing sofort auf den Weg. um sich von denWorten Mutter Theresas zu überzeugen und die Fakten, das vorgefundene Elend, beeindruckten die beiden so tief, dass sie beschlossen, gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen. Es mußte doch möglich sein, hier aktiv helfend einzugreifen …! Zurück in Deutschland gründete Frau Rentzsch mit einigen hilfsbereiten Freunden den Förderverein Kayelitsha e.V.Haltern“, widmete sich ab sofort der Öffentlichkeitsarbeit, veranstaltete Basare und bat um Spenden. Elise Elsing in Kapstadt hatte durch ihre Tätigkeit als Bauingenieurin gute Verbindungen zum örtlichen Baugewerbe und, was zuerst vor allem als Hilfe für Kinder gedacht war, um sie von der Straße wegzubekommen, wurde dann zu einer segensreichen Institution mit acht erfolgreichen Bauprojekten.

In Begleitung von Frau Elsing besuchen wir zuerst das 1999 gegründete NOBANTU-CENTRE, ein Selbsthilfezentrum, das von „Women for Peace“ geleitet wird. Hier bietet man einheimischen Frauen die Möglichkeit, ihre Kinder selber zu betreuen und gleichzeitig einen Beruf zu erlernen. Back- und Nähkurse werden angeboten, und sogar Computer- und Organisatlonstraining. Ein angelegter Nutzgarten für Gemüse sorgt für gesündere Ernährung. Wenn seit etwa drei Jahren Touristengruppen (meist aus Deutschland) zu Besuch kommen, werden diese mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Selbstproduziertes, afrikanisches Kunsthandwerk wird zum Verkauf angeboten, denn Perlenarbeiten, Grußkarten, oder bestickte Westen sind überaus beliebte Mitbringsel und die Marimba-Band sorgt dabei für passende Unterhaltung mit Lokalkolorit. Hilfe zur Selbsthilfe wird hier seit Jahren erfolgreich praktiziert. Inzwischen sind die Räumlichkeiten zu klein geworden und die Anlage wurde auf beinahe das Doppelte vergrößert. Am 30. November 2007 wird unter Anwesenheit des Deutschen Generalkonsulats der neue Trakt feierlich eröffnet werden. (Der AFRIKA-KURIER wird in der nächsten Ausgabe darüber berichten).

Elise Elsing fährt mit uns weiter ins „Haus Haltern“, die erste eigenständige Baumassnahme des Vereins, Dieses Projekt, der 1994 eröffnete Kindergarten, war für 50 Kinder gebaut worden, um die Kleinen von der Straße wegzuholen. Kaum steigen wir aus dem Auto, ist Elise Elsing sofort umringt von einer Schar schwarzer Lockenköpfchen. Natürlich bringt sie auch jedes mal eine kleine Überraschung mit. Nur zu gerne singen sie uns etwas vor und zeigen, was sie so alles gelernt haben. „Wenn man
in diese Gesichtchen sieht, weiss man, dass es eine gute, gemeinsame Zukunft geben wird“, davon ist die 2003 für ihre Bemühungen mit dem Deutschen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Elise Elsing vollkommen überzeugt.

Ein besonderer Glücksfall war, dass 1998 Barbara und Boris Becker auf den kleinen Chor des Kindergartens aufmerksam wurden und ihn zum Tennis-Cup nach Bremen einluden. 2001 folgte eine erfolgreiche Tournee mit Auftritten in neun deutschen Städten.
Und so entstanden nach und nach weitere Zentren für Kinder, Frauen und auch für AIDS-Kranke, wie z.B. SISEKO, wo seit 2001 mnd 200 Kranke eine Rettungsinsel vorfinden, die sie vor dem Abgleiten in den sozialen Abgrund bewahrt. Die hauseigene Suppenküche, die ebenfalls vom „Förderverein“ finanziert wird gewährleistet Menschen täglich eine warme Mahlzeit, sowie Hilfe und Beratung. Für die Errichtung der Vorschule „SISIPHIWO“ 2006 erhielt Elise Elsing für den das Projekt finanzierenden „Förderverein“ sogar den l. Preis der CMA, einem Zusammenschluss der größten Betonhersteller in Südafrika. Ein weiterer Lichtblick ist die Musikschule, die vom Deutschen Generalkonsulat gesponsert und von der deutschen Musiklehrerin Rosemarie Bier ehrenamtlich geleitet wird. Man will hier möglichst vielen Kindern die Möglichkeit zu musikalischer Bildung geben.
WAZ vom 28. August 2007
Von Irene Stock

Haltern am See.
Khayelitsha – das heißt „Neue Heimat“ und ist einer der Menschenmüllabladeplätze, die die Apartheid hinterlassen hat, eine schwarze Township in der Ebene vor Kapstadt, 440 000 Einwohner, ein Meer aus Blechhütten. Dieser Slum hat Weltrekorde der Armut zu bieten, die höchste Tuberkuloserate zum Beispiel. Bei den Todesursachen junger Männer stehen Mord und Aids ganz oben. In den letzten Jahren hat die südafrikanische Regierung durch verschiedene Kampagnen versucht, die Lebens-bedingungen zu verbessern. So wird versucht, allen Bewohnern freies Wasser und Elektrizität zu gewähren, es gibt ein intensives Housing Programme. Für die neu errichteten Häuser aus Stein gibt es jedoch lange Wartelisten. „Wir brauchen 350000 Häuser“, sagt Hiltraud Elsing, zur Zeit auf Besuch in Deutschland. Das „Wir“ geht ihr wie selbstverständlich über die Lippen. Seit 1975 lebt die gebürtige Halternerin in Südafrika. Für viele im Township ist sie „Mama“, sie kennt die Bewohner, unterstützt vor allem die Mädchen und Frauen, die mit Ideenreichtum und Zähigkeit versuchen, ihr Leben zu meistern. Ein kenianisches Sprichwort sagt nicht umsonst: „Wer einem Mann hilft, hilft einem Individuum. Wer eine Frau unterstützt, unterstützt die ganze Familie und die Gemeinschaft“.

Der Traum der Mädchen und Frauen ist die Eigenständigkeit, ein Beruf, ein Steinhaus mit Wasser- und Stromanschluss. Deshalb sagt Elsing, „brauchen wir viele Häuser, die zum Nettopreis gebaut werden können“. Einfache Häuser, aber dank eines simplen Bausystems so preiswert, dass sie von ungelernten Kräften gebaut werden können und deshalb für die Township-Bewohner halbwegs erschwinglich sind. Die Lösung hielt Elsing vor zehn Jahren in der Hand: 60 mal 60 Zentimeter große Betonblocks, die in Trockenbauweise neben- und aufeinander gesetzt werden. Die fertigen Wände werden anschließend verklebt. Kein Keller, keine Extras. Fenster und Türen haben Standardmaß, nur für den Dachstuhl muss ein Zimmermann beauftragt werden.

Hiltraud Elsings Beruf geht aufs schönste Hand in Hand mit ihrem sozialen Engagement. Die gelernte Bauingenieurin hat nicht nur das nötige Know how, sondern auch Durchsetzungsvermögen. Als sie jüngst vor der Handwerkskammer in Kapstadt referierte, trat sie ans Mikrofon – die eine Hand im Samt-, die andere Hand im Boxhandschuh. Symbole für ihre Hartnäckigkeit. Seit 1989 entstanden unter ihrer Bauleitung und mit finanzieller Hilfe des Fördervereins Khayelitsha, den ihre Mutter Meta Rentzsch zusammen mit einigen Mitstreitern in Haltern am See gründete, sieben Häuser. Ein Kinderheim, ein Kindergarten, ein Sozialzentrum, eine Suppenküche, …. – ihnen gemein ist die Betreuung und Förderung von Township-Kindern.Inzwischen sind die ersten Wohnhäuser in Khaylitsha im Baukastensystem entstanden. Ein einfaches Haus kostet rund 100 Euro pro Quadratmeter – inklusive Innenausbau. Für die meisten Township-Bewohner ist aber selbst das eine große Hürde. Um Hilfe zur Selbsthilfe zu gewähren, ist Elsing auf Spendengelder vom Förderverein in Haltern angewiesen. Um Anerkennung von offizieller Seite muss sich Hiltraud Elsing nicht sorgen. Helen Zille, 56, Bürgermeisterin der Drei-Millionen-Metropole Kapstadt, Großnichte des Berliner Milljöh-Malers Heinrich Zille, aufgewachsen im Apartheids-Regime auf und Vorsitzende der Oppositionspartei Democratic Alliance (DA), einer Art afrikanischen FDP, unterstützt ihre Idee. Auch, weil Elsing mit dem Hausbau zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Das Township erhält eine geordnete Struktur mit Wasser- und Stromanschluss in den Häusern und die Männer erlernen am Bau handwerkliche Fähigkeiten; die Arbeitslosigkeit sinkt.„Natürlich“, sagt die Wahl-Südafrikanerin, „erreichen wir mit unserer Hilfe nicht alle Kinder und Familien. Aber ich sehe viele kleine Erfolge – sonst könnte ich gar nicht weitermachen.“
INFO-BOX:
Die Projekte:
„Elukusulweni“, Kinderheim des südafrikanischen Kinderschutzbundes, wurde ab 1990 mitgefördert, für Straßenkinder aus Khayelitsha.
„Haus Haltern“, von Spendengeldern gebauter Kindergarten, wurde 1994 eröffnet. Hier werden 50 Kinder betreut.
„Bancedeni“ („Helft den Kindern“), 1997 als Sozialzentrum für Kinder und Eltern eröffnet.
„Siseko“ (Fundament), Backstube, Kindergarten, Aids-Aufklärung, Nutzgarten, Suppenküche für Aids-Kranken. Der Förderverein trägt die lfd. Kosten der Suppenküche.
„Nobantu“ („Helft den Menschen“), Selbsthilfezentrum, in dem Frauen und Männer lernen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, 1999 fertig gestellt.
„Umnqophiso“ („Wir wollen zusammen arbeiten“), Vorschule für 120 Kinder, in 2004 abgeschlossen.
„Sisiphiwo“ („Geschenk Gottes“), Kindergarten für 80 Kinder, im Oktober 2006 eröffnet.
BU: Township-Bewohnerin Vuyiswa (li.) verdient ihren eigenen Lebensunterhalt als Lehrerin in „Sisiphiwo“, Kindergarten und Vorschule für 150 Kinder. Ihr größter Traum wäre aus ihrer Wellblechhütte in ein Steinhaus zu ziehen. Re.: Hiltraud Elsing.
Foto: WAZ, Gerd Schypulla
Samstag, 25. August 2007 | Quelle: Halterner Zeitung (Haltern)
Nobantu bald fertig
Gute Fortschritte macht auch die Erweiterung des Nobantu-Zentrums. In drei Monaten, schätzt Hiltraud Elsing, sind die Bauarbeiten abgeschlossen. Das Ausbildungszentrum für Jugendliche schafft Perspektiven: Die Organisation „Woman for Peace“ gibt das nötige Rüstzeug für eine Zukunft in Handwerksberufen und bewahrt die jungen Menschen damit vor einer kriminellen Karriere. Auch der Kindergarten Haus Haltern bleibt im Blickfeld des Fördervereins. Gerade wurden die alten Fenster gegen neue ausgetauscht. Pläne entwickelte Hiltraud Elsing ebenso für Mnqophiso. „Die Schule platzt aus allen Nähten“, weiß Hiltraud Elsing von ihren Besuchen. Deshalb ist geplant, ein Stockwerk aufzusetzen. 120 Kinder gehen hier zum Unterricht, nachmittags werden die Räume von Erwachsenen zur Analphabetenschulung genutzt.

Täglich unterwegs
Sieben Projekte betreut der Förderverein insgesamt. Hiltraud Elsing, die seit 32 Jahren in Kapstadt lebt, ist täglich in Khayelitsha, mit zwei Millionen Bewohnern das größte Township in Kapstadt und das zweitgrößte in Südafrika, unterwegs. „Die Freude an dieser Arbeit hört nicht auf“, beschreibt sie ihre Motivation. Und solange sie Unterstützung aus Deutschland bekommt, will sie weiterbauen, „weil die Jugend eine Zukunft braucht. Langsam, aber sicher wächst eine schwarze Mittelschicht, und es verbessert sich das soziale Umfeld in den Slums.“ Sie sieht, die Arbeit hat Wirkung, und das empfindet sie als sehr befriedigend.Ihre 85-jährige Mutter Meta Rentzsch ist stolz, dass sich ihre vor 20 Jahren begonnene Hilfe für Südafrika so wunderbar entwickelt hat. „Toll, dass meine Tochter nicht zu bremsen ist“, lacht sie. –
Elisabeth Schrief

Sonntag, 31. Dezember 2006 www.marlaktuell.de
Haltern (rk).
Dank des Fördervereins Khayelitsha Haltern konnte in Südafrika das „Sisisphiwo-Zentrum Khayelitsha“ eröffnet und ein neues Buch herausgebracht werden.
Die 84-jährige Meta Rentzsch aus Haltern, Vorsitzende des Fördervereins Khayelitsha, und Bernd Jansen aus Sythen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, freuen sich über das neue Kinderzentrum in Südafrika und teilten dazu mit: „Das Sisisphiwo-Zentrum Khayelitsha ist am 21. Oktober feierlich eröffnet worden.“ Es ist Kindergarten und Vorschule, bestehend aus vier Klassenräumen, Küche, Büro- und Lehrerzimmer sowie Ruheraum und Sanitärräume. Das Zentrum wurde nach dem Mädchen Sisiphiwo benannt, das als Baby auf einer Müllkippe ausgesetzt aufgefunden wurde.In Anwesenheit von circa 350 Gästen wurde die Eröffnung vom Minister für Bau und öffentliche Gebäude, Marius Fransmann, durchgeführt. Das Deutsche Konsulat war durch den Vize-Konsul sowie fünf Mitarbeiter vertreten. „Es war eine vierstündige fröhliche Feier mit vielen Ansprachen, singenden und tanzenden Gruppen, Aufführungen der Musikschule, Verteilung von Anerkennungs-Zertifikaten und anschließendem Essen“, berichtet Rentzsch. „Ein freudiges Ereignis vor allem für die schwarze Gemeinschaft im Township.“
Minister Fransmann hob in seiner Rede ganz besonders den Einsatz und die Spendenbereitschaft des Fördervereines Khayelitsha hervor und dankte Hiltraud Elsing, der Tochter von Meta Rentzsch, ganz herzlich für ihren Einsatz und ihre Verbundenheit mit den Menschen in Khayelitsha. Ganz besonders großer Beifall brandete dann auf, als ein Schreiben von Meta Rentzsch verlesen wurde: Der Förderverein hat beschlossen, für 20 Kinder, deren Familien den monatlichen Unkostenbeitrag nicht aufbringen können, die Kosten bis zu deren Einschulung zu übernehmen. Als nächstes Projekt streben der Förderverein und Hiltraud Elsing die Erweiterung des Nobantu-Zentrums auf die doppelte
Größe zum Trainingszentrum an.

Neues Buch im Januar
Der „Bildband Förderverein Khayelitsha“ ist bereits zur Ansicht und Bestellung herausgekommen: Ein hochwertiges Buch, unter anderem mit Farbfotos des Dattelner Fotografen Norbert Becker, das auch die ersten Zeitschriften und Faltblätter des Fördervereins Khayelitsha beinhaltet und eine Chronologie des gemeinnützigen Vereins von der Gründung 1989 bis 2006 darstellt. „Es kann persönlich beim Förderverein oder bei mir telefonisch unter (02364) 5491 bestellt werden“, so der zweite Vorsitzende, Manfred Brand. „Die Idee dazu hatten Thomas Przygodda aus Essen und ich. Er ist ein Freund von mir und förderndes Mitglied. Die Auflage beträgt zunächst 50 Exemplare und ein Nachdruck ist möglich. Das Buch kostet rund 60 Euro.“ Weitere Infos unter www.khayelitsha.de. Ein Porträt über Manfred Brand, den zweiten Vorsitzenden des Fördervereins, lesen Sie hier

Der Förderverein hat in Person von Frau Hiltraud Elise Elsing von der CMA (Concrete Manufacturers Association) hat für das Objekt Sisiphiwo den 1. Preis in der Kategorie ungewöhnliche Neuheiten bekommen. Die CMA ist ein Zusammenschluß der größten Bentonhersteller in Südafrika.

Jedes Jahr kommen 10 professionelle Richter zusammen, die über die vielen eingegangenen Vorschläge beraten und in verschiedenen Kategorien Preise vergeben. In der Kategorie ungewöhnliche Neuheiten hat im Jahr 2006 das vom Förderverein finanzierte Objekt Sisiphiwo den 1. Preis erhalten.

Halterner Zeitung, 16. Februar 2002-02-20
Ihr Ideal: Welt ohne Gewalt
Meta Rentzsch feiert ihren 80. Geburtstag

„Das Alter ist schön. Ich nehme es gelassen, weil ich auf ein erfülltes Leben zurückblicken kann“. Wer so etwas sagen kann, ist ein glücklicher Mensch wie Meta Rentzsch.

Am Montag (18.2.) vollendet sie ihr 80. Lebensjahr. Kein Grund, von den Leitlinien ihres Lebens abzuweichen: Für den Frieden einzutreten und für ein gerechtes Dasein ihrer Kinder in Südafrika. „Für mich eine schöne, dankbare Arbeit, die mich fordert und deshalb denke ich nicht ans Aufhören“, sagt sie und holt in der Kindheit aus, um den Grund ihres jahrzehntelangen Einsatzes zu erklären.

Erzogen in einem sozialdemokratischen Elternhaus in Norden, erlebte sie als junges Mädchen das ganze Elend der Hitlerdiktatur. „Die Ängste in den Bunkernächten, die sinnlose totale Zerstörung mit all den Toten, dem Blut und den Tränen machten mich zur Pazifistin“. Damals schwor sich die junge Meta: „Wenn ich diesen ganzen Wahnsinn überlebe, werde ich alles tun, damit es nie wieder Krieg gibt“.

Das Ende der Gewalt 1945 empfand sie als ungeheure Erleichterung: „Keine Angst mehr haben zu müssen, wieder frei reden zu können, das bedeutete für uns endlich Leben“. Ihre Ideale vergaß die Ostfriesin nicht, als sie Herbert Rentzsch heiratete und nach Haltern zog, aber ihre Aufmerksamkeit gehörte damals zunächst ihren Kindern Hiltraud, Uschi und Michael. Es dauert jedoch nicht lange, bis die Justizangestellte merkte: Ich muss mich einmischen.

Bundeswehr, Notstandsgesetze, neues Feindbild ø Entwicklungen, die sie als Pazifistin nicht akzeptieren konnte. Sie trat in die SPD ein. Ihre aufrichtige Gesinnung vertrat sie mit dem Mut einer Löwin: Als Delegierte beim Bundesparteitag der SPD in Berlin 1979 stimmt sie gegen (!) den umstrittenen Nato-Doppelbeschluss. Anfang 1983 schlug sie als Ratsmitglied vor, Haltern zur atomwaffenfreien Zone zu erklären. Sie erregte großes Aufsehen, ein entsprechender Antrag wurde später im Rat abgeschmettert. Meta Rentzsch machte unbeirrt weiter. Vorsitzende des Sozialausschusses, des Jugendausschusses und des Kulturausschusses waren drei von vielen Ämtern, die ihr angetragen wurden. „Ich habe politisch gedacht, mein Leben lang“.
Schon vor ihrem Rückzug aus der Kommunalpolitik 1987 entdeckte Meta Rentzsch durch den Besuch bei ihrer Tochter Hiltraud in Südafrika eine neue Lebensaufgabe. Sie sah das Elend in den Slums von Kapstadt und wollte helfen. Meta Rentzsch sammelte unermüdlich Spenden und fand so viel Unterstützung, auch von Jugendlichen, dass ihr ein Stück Friedenspolitik gelang. Die neuerbauten Häuser in Khayelitsha schenken den Kinder Zukunft.

Zum Geburtstag wünscht sich Meta Rentzsch zwei Dinge: Gesundheit vor allem und die Fortführung der Hilfe für die Kinder von Khayelitsha. „Denn die brauchen uns“.

Halterner Zeitung, 21. Dezember 2001
„Klasse verdient einen Orden“
6a des Gymnasiums sammelte 1300 DM für Kinder in Khayelitsha

Haltern – Die Klasse 6a des städtischen Gymnasiums sammelte in den letzten Wochen 1300 DM für Khayelitsha. Sie hat es sich dabei nicht leicht gemacht. Anja und Janina zogen sich alte, verschlissene Kleidung an, brachten die Haare mit Gel in wilde Unordnung und zogen als Kinder Khayelitshas zwei Stunden lang durch ihr Wohn–gebiet. An jeder Haustür baten sie um Spenden für Südafrika. Jessica malte Plakate, Elena verkaufte gebastelte Teelichter, Julia sprach die Besucher des Nikolausmarktes an, Christina und Marie gingen in der Rekumer Straße von Geschäft zu Geschäft. Nur wenige Halterner wiesen die Kinder ab. „Vor allem ältere Menschen spendeten gern, weil sie aus eigener Erfahrung wissen, was Armut bedeutet“, berichtete Jessica über die Resonanz. Einen anderen Teil des Geldes erwirtschaftete die Klasse mit Kaffee- und Kuchenverkauf an den beiden Elternsprechtagen. Meta Rentzsch, Vorsitzende des Fördervereins Khayelitsha, nahm das unter großem persönlichen Einsatz gesammelte Geld gestern in der Klasse in Empfang. Sie war ergriffen und fast zu Tränen gerührt: „Ihr seid eine ganz vorbildliche Klasse, Ihr verdient einen Orden!“ Meta Rentzsch wird die Spende noch vor Weihnachten nach Südafrika weiterleiten. Hier soll sie allein Kindern zugute kommen. Denn sechs von zehn Kindern leben dort in totaler Armut, viele haben keine Geburtsurkunde uns sind somit für den Staat nicht existent. Sie können nicht zur Schule gehen, arbeiten illegal und sind häufig mit Aids infiziert. „Diese Kinder brauchen eine Chance“, sagt Meta Rentzsch und in Khayelitsha wird schon jetzt viel für sie getan. Wenn Meta Rentzsch auf das Jahr zurückblickt, dann mit Stolz. Durch den Chorbesuch im Sommer gingen in diesem Jahr die Spenden reichlicher ein. Zu Weihnachten ist es deshalb möglich, Lebensmittelpakete an 2000 Familien, die ohne Einkommen sind oder aidskranke Angehörige haben, zu verteilen.

Um die Zukunft muss es dem Förderverein nicht bange werden. Solange es Menschen gibt, die mit großer innerer Überzeugung versuchen, möglichst viel in Bewegung zu setzen. So wie die Klasse 6a.
Ein Sofa ist tags Sitzgelegenheit, nachts Bett für zwölf und mehrIn der Township Khayelitsha bei Kapstadt leben heute eine Million Menschen – Halterner Förderverein hilft seit 1988 Kapstadt reißt jeden Reisejournalisten zu Superlativen hin: atemberaubend schön, unvergesslich, spektakulär. Kapstadt, die südliche Metropole Afrikas mit einer Einwohnerzahl von 4,4 Millionen. Nyanga, Langa, Crossroads, Side 5 oder Khayelitsha sind dagegen weniger bekannt – die umliegenden Townships, in denen Schwarze und Farbige in menschenunwürdigen Zuständen in Wellblechhütten (shacks) leben – dicht an dicht.

Bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt kann sich niemand dem Anblick entziehen. In den Zäunen entlang der Autobahn N2 hängen tausende von Plastiktüten. Müll überall. Dahinter werden klapprige, wind- und regenanfällige Bauten sichtbar – so weit das Auge reicht. Die farbigen Wellbleche sind schräg zusammengezimmert, an rostigen Nägeln befestigt, Fenster hängen herunter, bunte Plastikplanen werden zu Dächern umfunktioniert, gehalten von daraufliegenden Steinen, Löcher gestopft mit Holzlatten. Zäune, die als Schutz um die armseligen Bauten aufgestellt werden, sind oft am nächsten Morgen nicht mehr da. Denn im Winter wird jedes Holz für ein Feuer gebraucht – und sei es der Zaun des Nachbarn. Nicht jede Familie verfügt über einen Wasseranschluss vor dem Haus, Toiletten sind mitunter 5 bis 10 Minuten entfernt, eine Toilette für Hunderte von Personen. Elektrizität ist, wenn überhaupt, begrenzt vorhanden, die Wäsche waschen die Frauen vor dem Haus in Plastikwannen, nachdem sie ihr Brot in Häusern von Weißen verdienen, deren Wäsche sie aus der Waschmaschine holen, deren Essen sie kochen, bei denen sie babysitten, die Teppiche von Hundehaaren säubern und ihre Autos waschen.

Sie leben auf engstem Raum zusammen. Eine Couch mit Plastik überzogen. Am Tag Sitzgelegenheit, in der Nacht Bett für mitunter zwölf und mehr Personen auf 30 qm. Privatsphäre bietet ein dünner Vorhang, der den Raum teilt. In manchen Townships findet man nicht einen einzigen Baum, die Hitze macht ein Leben in den Wellblechhütten unerträglich und gesundheitsgefährdend. Kinder spielen inmitten von Autowracks, der Alltag ist eine tägliche Konfrontation mit Gewalt und Angst. Die Apartheitspolitik hat zu sozialer Fragmentierung und struktureller Gewalt geführt: extrem hohe Arbeitslosigkeit, menschenunwürdige Behausungen, stetige Zunahme von Aids-Erkrankungen, Prostitution, Drogen, Kriminalität. Die Schulen sind unzureichend ausgestattet, Freizeitangebote fehlen, das Gesundheitssystem ist katastrophal.

In „Squattercamps“ zeigt sich Armut noch deut–licher, es gibt keine sanitären Anlagen. Die Bewohner wissen nicht, ob ihre Hütten, gerade erbaut, am nächsten Tag von der Township-Verwaltung wieder abgerissen werden. Als marginalisierte Gruppe in den Townships werden sie von anderen Bewohnern der Townships gehasst und verantwortlich gemacht für soziale Probleme.

Hiltraud Elsings weißer Caddy ist in Khayelitsha wohlbekannt. In ihm hat die Bau-Ingenieurin schon viele Säcke Zement transportiert. Wenn „Elise“ Elsing, wie sie genannt wird, vor einem der Gebäude hält, ist sie schnell umringt von Kindern. „Ich bin eine deutsche Großmutter oder so etwas“, meinte sie.
Martina Kunze
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4. November 1999
„Afrika bleibt im Herzen“
Touristen besuchten Township Khayelitsha

Das Sprichwort „Du kannst Afrika verlassen, aber Afrika bleibt in Deinem Herzen“ bestätigen 27 Reisende,die eine 14-tägige Tour durch Südafrika bestritten haben.

Die Reisegruppe, die überwiegend aus Lehrerinnen und Lehrern bestand, besuchte u.a. das bei Kapstadt gelegene Township Khayelitsha, das seit Jahren auf Halterner Unterstützung bauen kann. Dort führte die aus Haltern stammende Hiltrud Elsing die Gruppe durch das Elendsviertel: Kinder spielen im Dreck, an den unbefestigten Wegen stehen leichte Wellblechhütten, die nicht über Wasser und Strom verfügen. Die Besucher ließen sich vor Ort erklären, dass die Regierung bemüht sei, einfache Häuser zu erstellen. Zudem würden Strom- und auch Wasserleitungen gelegt. Weil jedoch andererseits der Zuzug vieler Schwarzer überaus unkontrolliert erfolge, nehme die Not immer größere Ausmaße an.Davon jedoch, so die Reisenden, habe der südafrikanische (weiße) Reiseleiter ihnen nichts berichtet. Er habe es wichtiger gefunden, über den dahinter liegenden Golfplatz zu berichten. „Hätte uns nicht Hiltrud Elsing über die andere Seite informiert, wäre uns nur die touristische Seite Südafrikas gezeigt worden“, meint Christine Klare.

Die konkrete Hilfe aus Haltern wurde deutlich, als die Gruppe im „Haus Haltern“ erfuhr, wie dort 48 lebenden Kindern geholfen wird. Sie waren zuvor ausgesetzt, misshandelt und sind zum Teil HIV-infiziert. In der Nähe dieses Hauses befindet sich das neue Selbsthilfezentrum für Frauen „Nobantu“ (übersetzt: „für die Menschen“. Dor erfuhren die Halterner auch, wie groß die Not ist, weil die Krankheit Aids stark um sich greift.

Um die Arbeit von Hiltrud Elsing weiter unterstützen zu können, bitten die Südafrika-Besucher um Spenden für den Förderverein Khayelitsha, Stadtsparkasse Haltern, Konto-Nr: 7000 904.

Halterner Zeitung, 6. November 1999
Förderverein leistet Hilfe im Kapstädter Slum-Vorort Khayelitsha
Kinder ausgestoßen und misshandelt
Haus Haltern rettet Menschenleben
Violet ist eine der vielen südafrikanischen Frauen, die nicht länger Spielball politischer Willkür und männlicher Gewalt sein will.
An diesem Morgen hat sie ihren mächtigen Körper in ein prachtvolles grünliches Gewandt gehüllt und begleitet jede Aussage der Bürgermeisterin von Kapstadt mit einem durchdringenden „Yeees“ oder einem Händeklatschen, das wie eine Folge kleiner Explosionen klingt.
Samtkissen
Heute ist Feiertag in Khayelitsha. Ein Slum-Vorort von Kapstadt mit über einer Million Einwohnern, die an der Armutsgrenze und in wackeligen Wellblechhütten Tag für Tag um Überleben kämpfen. Vor dem Frauenzentrum überreicht Hiltraud Elsing der Bürgermeisterin die Schere, die auf einem roten Samtkissen ruhte. Mit einem Schnitt ist das bunte Band rund um das gelb-braun gestrichene Zentrum durchteilt. In der Eingangshalle enthüllen Hiltraud Elsing und die Bürgermeisterin eine bronzefarbene Tafel, die an den Bau und die Sponsoren des neuen Zentrums erinnert. Erwähnt ist auch die Bevölkerung von Haltern, deren Spenden den Bau des Frauenzentrums mit ermöglichten.

Seit zehn Jahren existiert der Halterner Förderverein Khayelitsha, dem Meta Rentzsch seit seiner Gründung vorsitzt. Ihre Tochter Hiltraud, die seit langem in Gordons Bay nahe Khayelitsha lebt, ist die Verbindungsfrau des Fördervereins vor Ort. Die gelernte Bauingenieurin hat sich wie ihre Mutter der Hilfe für die Bevölkerung Khayelitshas verschrieben. Die unermüdliche Arbeit von Meta Rentzsch und des Fördervereins haben bereits bemerkenswerte Erfolge erzielt.
Gefühlsausbruch
Bei der Feierstunde zur Eröffnung ihres neuen Zentrums wird die ganze Dynamik der „neuen“ Frauen deutlich. Flammende Appelle an die Selbständigkeit der afrikanischen Frau , Respekt vor ihren beeindruckenden Leistungen als Mittelpunkt der Familie und somit der afrikanischen Gesellschaft blitzen immer wieder in den Reden der Ehrengäste auf. Da hält es Violet nicht auf den Stühlen, sie springt auf und improvisiert in einem heftigen Gefühlsausbruch einen jener afrikanischen Tänze, die vor Lebenslust nur so sprühen und scheinbar endlos dauern. Auch die Bürgermeisterin lässt sich mitreißen und bewegt sich dezent im Kreise der überwiegend schwergewichtigen Tänzerinnen
Solidarität
Zum Abschluss stimmt der Moderator die südafrikanische Nationalhymne an. Da stehen Schwarze und Weiße einträchtig nebeneinander und singen mit Inbrust und mächtigen Stimmen von der Geschichte und Schönheit ihres großartigen Landes. Das Lied macht Hoffnung auf eine bessere, gemeinsame Zukunft.

Diese Hoffnung verkörpert auch Kwedi Mkalipi. Der Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Kooperative Südafrikas,, den wir in Kapstadt treffen, war 22 Jahre lang zusammen mit Nelson Mandela und vielen anderen Leidensgenossen auf dem vor Kapstadt liegenden Robben Island als politischer Häftling eingesperrt. Die Frage, wie er diese Zeit überstanden hat, beantwortet er leicht lächelnd. Die Solidarität unter den Gefangenen, die Möglichkeit, sich weiter zu bilden im Gefängnis und die stetige weltweite Unterstützung von außen machten das Dasein hinter Gittern einigermaßen erträglich.

Erfahrungen
So ist Kwedi nicht, wie man erwarten könnte, tief verbittert, sondern durch und durch Humanist. Rassen oder Ländergrenzen existieren nicht für ihn, er sieht nur den Menschen. Seine Aufgabe ist es, eine Landwirtschaft in Südafrika aufzubauen, die effektiv arbeitet und den Menschen dort Arbeit und Nahrung bietet. Morgen fliegt er nach Windhoek (Namibia), um dort mit Experten Erfahrungen auszutauschen. Schwarze Farmer sollen von weißen lernen und umgekehrt. Die deutsche Hilfe für sein
Projekt lobt er in den höchsten Tönen.